E. Schritt 181: Lastenhefte festlegen und vereinbaren.
Das Lastenheft konkretisiert die Projektskizze und legt die
wesentlichen Parameter fest, die im Projekt und durch das
Projektmanagement zu beachten und zu erfüllen sind. Werden die
Lasten nicht getragen bzw. erfüllt, gilt das Projekt in der Regel
als gescheitert, gleichgültig, wie die anderen Ergebnisse aussehen.
Ziele:
- Festlegungen und Vereinbarungen, welche Lasten dem Projekt
auferlegt werden.
- Festlegungen und Vereinbarungen, welche Lasten dem Projektmanagement
auferlegt werden.
- Klärung und Vereinbarungen der Signale, die eine Neuentscheidung
über das weitere Projekt oder das Projektmanagement erfordern.
- Klärung und Festlegung der Signale, Kriterien und Parameter, die
einen sofortigen Projektstopp auslösen (müssen).
- Klärung und Festlegungen sowie Vereinbarungen, welche Risiken durch
das Projekt und das Projektmanagement wissentlich eingegangen werden
(müssen).
- Klärungen, Festlegungen und Vereinbarungen, welche Anforderungen das
Projektmanagement zu erfüllen hat, egal unter welchen Umständen.
- Klärungen, Festlegungen und Vereinbarungen, was nicht zum Gegenstand
des Projekts und des Projektmanagements wird bzw. werden darf,
gleichgültig, was geschieht (Tabus bzw. Tabubereiche für das Projekt
und das Projektmanagement).
- Festlegungen, Begrenzungen und Vereinbarungen der Freiräume und
Gestaltungsräume bzw. Gestaltungsfreiheiten des Projektmanagements.
- Klärungen und Festlegungen sowie Vereinbarungen über das Verhalten
und die Vorgehensweisen des Projektmanagements, wenn wesentliche
Lasten nicht mehr getragen, beachtet oder erfüllt werden (können).
- Zuschnitt des Projekts auf das Machbare (Begrenzung, Spezifizierung
oder Erweiterung).
- Festlegung der Erfolgskriterien, nach welchen das Projektmanagement
bezüglich seiner Leistung beurteilt wird.
Das Lastenheft ist der richtige Platz für die Regelungen,
Festlegungen, Setzungen, Auflagen und Vereinbarungen z.B. für
- Umgang mit bereits bestehenden Verträgen, Vereinbarungen,
Zusagen, Versprechungen, Auslobungen.
- Umgang mit bereits erkannten, bestehenden und auftretenden
Hindernissen,
- Umgang mit bereits zu erwartenden, bestehenden oder
auftretenden Gefahren für Leib und Leben, Sachen, das Projekt
oder das Projektmanagement.
- Umgang mit Tabubereichen, Schutzgeboten, Schutzauflagen,
Schutzzonen, Grenzwerten.
- Einzuhaltende Gesetze, Vorschriften, Richtlinien,
Bedingungen, Grenzwerte, Normen, Standards, Regeln,
Sonderheiten.
- Umgang mit Privilegien, Vorrechten, Vetorechten,
Mitspracherechten, Vorbehalten, Nutzungsrechten.
- Umgang mit Dritten, Geheimhaltungspflichten, Ausschlüsse von
Dritten.
- Erlaubnisse, Verbote oder Auflagen für eventuell
erforderliche Umwege.
- Umgang mit Freiräumen, Gestaltungsräumen, Sachkompetenzen,
Fachkompetenzen, Gesetzen, Vorschriften, Puffer.
- Festlegung der Prioritäten bei Konflikten, z.B. zwischen
Geld und Qualitäten.
- Auflagen aller Art wie z.B. Erhaltung, Wiederverwendung,
Emissionen, Immissionen.
- Auflagen, Vorschriften, Bedingungen, Anforderungen auf den
Gebieten Brandschutz, Objektschutz, Werkschutz, Grenzschutz.
- Auflagen, Vorschriften, Bedingungen, Anforderungen aus
Steuern, Abgaben, Zöllen, Vergabebedingungen,
Verfahrensvorschriften, Einfuhr- und Ausfuhrgenehmigungen,
Nachweisungen, Dokumentationspflichten.
- Auflagen, Vorschriften, Bedingungen, Anforderungen zur
Einhaltung von Kapazitätsgrenzen, Belastungsgrenzen,
Auslastungen, Prozesse.
- Auflagen, Vorschriften, Bedingungen, Anforderungen zu
Eingriffen und Veränderungen von laufenden Prozessen, Abläufen,
formaler Organisation, Zuständigkeiten, Entscheidungen.
- Auflagen, Vorschriften, Bedingungen, Anforderungen für den
Datenschutz, die Datensicherheit.
- Auflagen, Vorschriften, Bedingungen, Anforderungen aus dem
Arbeitsschutz, Personenschutz
- Erlaubnisse, Verbote oder Pflichten zur Einsetzung von
Machtmitteln, Gewalt, Mittel und Wege der Durchsetzung.
- Auflagen für Qualitäten.
- Auflagen für Funktionen, Funktionalitäten, Kompatibilitäten,
Leistungsmerkmalen, Produktmerkmalen, Technologien, Handhabung,
Dokumentation, Produktlebensdauer, Belastungsgrenzen, Ästhetik,
Sicherheit, Gebrauchsnutzen, Gebrauchssicherheit,
Verbrauchsmerkmale, Reparaturfreundlichkeit, Wartungsarmut.
- Auflagen für die Einbeziehung oder den Ausschluss oder die
Art und Weise von Beteiligungsmöglichkeiten,
Mitwirkungspflichten oder Mitbestimmungen.
- Auflagen bezüglich Dimensionierungen aller Art (Gewicht,
Größe, Beschaffenheit).
- Auflagen für absolute Fristen, Termine, Zwischenergebnisse.
- Auflagen für unabdingbare Prüfungen, Untersuchungen, Tests,
Verfahren.
Anleitungen für das Lastenheft:
- Ermitteln Sie, was als "selbstverständlich" für das Projekt
gilt.
- Ermitteln Sie, was "selbstverständlich" vom
Projektmanagement erwartet wird.
- Ermitteln Sie, welche Grenzen und Begrenzungen sie annehmen,
die für das Projekt gelten.
- Ermitteln Sie, welche Grenzen und Begrenzungen sie annehmen,
die für das Projektmanagement gelten.
- Ermitteln Sie die Kriterien, nach welchen beurteilt werden
wird, ob das Projekt erfolgreich war (Budget- und
Termineinhaltung sind obligatorisch.)
- Ermitteln Sie die Kriterien, nach welchen beurteilt werden
wird, ob das Projektmanagement erfolgreich war (Reibungslose
Steuerung des Projektprozesses ist obligatorisch.)
- Ermitteln Sie, welche Erwartungen an das Projekt, die durch
das Projekt entstehenden Produkte, Lösungen und Prozesse
gestellt werden.
- Ermitteln Sie, was das Projekt oder das Projektmanagement
auf keinen Fall tun darf.
- Ermitteln Sie, welche besonderen Leistungen oder Ergebnisse
vom Projekt oder vom Projektmanagement erwartet werden, auch
wenn diese (niemals) konkretisiert werden (können).
- Ermitteln Sie die Kriterien, nach welchen das Projekt und
das Projektmanagement auf jeden Fall gescheitert sind,
gleichgültig, zu welchen Ergebnissen es geführt hat.
- Konkretisieren Sie die Lasten für das Projekt und das
Projektmanagement in einem so genannten "Lastenheft".
- Vereinbaren Sie das Lastenheft mit jener Person, sie die
Lasten verantworten kann.
Mahnungen, Tipps:
Die Aussagen zum Lastenheft gelten sowohl für das gesamte
Projekt, das gesamte Projektmanagement sowie für alle Gliederungen
des Projekts.
Lasten, die nicht ausdrücklich benannt und offizialisiert sind,
werden entweder ignoriert oder beliebig interpretiert.
Es besteht in der Regel die Tendenz, die Lasten im Projektverlauf
insbesondere dann zu erhöhen, wenn das Projekt "gut läuft" und
Anzeichen aufweist, dass es zusätzliche Lasten tragen könnte. Die
Änderungen der Lasten bedeuten jedoch eine Änderung des
Projektauftrages oder Auftrages zum Projektmanagement und sollten
deshalb als solche behandelt werden.
Erscheinen Lasten größer oder gar untragbar bzw. unerfüllbar,
werden häufig Umgehungslösungen versucht, die vorgeben, dass die
Lasten getragen wurden: Die Illusion bricht oft erst beim
Belastungstest zusammen. Beliebt sind "unvorhergesehene Umstände",
die z.B. die Kosten erhöhen.
Teilnehmerkreis:
Das jeweilige Lastenheft wird erstellt und vereinbart zwischen
den Personen,:
- welche die Lasten aufbürden und verantworten. Das ist z.B.
der Projektauftraggeber, der Auftraggeber, der Projektleiter
oder der Auftraggeber von Teilprojekten, Objekten, Prozessen,
Arbeitspaketen, Aufträgen.
- welche die Lasten tragen bzw. sicherzustellen haben, dass
die Lasten im Projekt und durch das Projektmanagement getragen
werden. Das sind z.B. der Projektauftragnehmer (Projektleiter),
der Auftragnehmer, der Teilprojektleiter, der Leiter des
Arbeitspaketes, der Objektverantwortliche, der Prozesseigner und
Prozessverantwortliche.
- welche über das Fachwissen verfügen. Das sind z.B. die
Experten auf den jeweiligen Fachgebieten.
Aufgaben des Projektmanagements:
Erstmalige und dann wiederkehrende Aufgaben des Projektleiters
(und bei mehreren Team eines jeden Teamleiters) sind z.B.
- Ermitteln Sie, welche Lasten Sie als Verantwortlicher für
das Projekt und das Projektmanagement an jede einzelne
Gliederung des Projekts weitergeben müssen, damit das gesamte
Lastenheft erfüllt werden kann.
- Ermitteln Sie, ob "fertige", "gewohnte", "vorgeschriebene",
"normierte", "standardisierte", "zertifizierte" Lösungen,
Produkte, Modelle, Prozesse und Vorgehensweisen geeignet sind,
die Lasten des Projekts und des Projektmanagements zu tragen und
zu erfüllen.
- Ermitteln Sie die notwendigen Anpassungen, die dazu
notwendig sind.
- Definieren Sie die dazu erforderlichen Maßnahmen, Projekte
(Vorprojekte), Tests oder Entwicklungen und führen Sie diese
durch.
- Legen Sie fest und offen, welche Lasten sich voraussichtlich
oder zumindest vermutlich durch das Projekt und das
Projektmanagement nicht erfüllen lassen.
- Legen Sie fest, was zu geschehen hat, wenn wesentliche
Lasten des Projekts oder des Projektmanagements nicht (mehr)
erfüllbar bzw. tragbar erscheinen oder werden.
- Ermitteln Sie Alternativen für Lasten, die sich im Verlaufe
des Projekts als nicht (mehr) erfüllbar, einhaltbar oder tragbar
erweisen.
- Legen Sie die Kontrollen fest, an welchen und durch welche
Sie sich verlässigen können, dass die Lasten auch tatsächlich
getragen und erfüllt werden.
- Ermitteln Sie die Schwachpunkte, an welchen Pfusch oder
Nachlässigkeiten in Bezug auf die Verpflichtungen aus dem
Lastenheft entstehen können.
- Legen Sie fest, wen Sie auf welche Art und Weise sie
berichten werden, wenn Sie an die erwarteten Grenzen des
Projekts oder des Projektmanagements stoßen oder Unerwartetes
eintritt, was die Erfüllung des Lastenheftes gefährden kann.
- Dokumentieren Sie für jeden Auftrag das Lastenheft, d.h. die
"Selbstverständlichkeiten" und Punkte, die nicht
verhandlungsfähig sind und bleiben.
- Legen Sie die Warnsignale fest, die frühzeitig aufmerksam
machen, dass Lasten des Projekts oder des Projektmanagement
nicht (mehr) akzeptiert sind oder beachtet werden können, wollen
oder dürfen.
- Ermitteln Sie, ob und wenn ja, in welchen Punkten der
(Projekt-)Auftrag zu präzisieren ist und veranlassen Sie dies
unverzüglich.
Mehr zum Thema "Lastenheft":
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Lastenheft
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Heimliche und unheimliche Regeln
und Spielregeln
Durchführung. Ausführung. Operatives Projekt-management
E. Durchführung. Ausführung. Operatives Projektmanagement
Allgemeines zur Schrittfolge
im operativen Projektmanagement.
Anleitungen zur Schrittfolge:
Schrittfolge
30: Worum
geht es?
Anleitung Schrittfolge
30
-Fortschrittsplan.
Anleitungen zu den einzelnen Schritten:
173. Projektfortschritt gliedern (takten).
174. Schnittstellen,
Übergänge, Übernahmen, Übergaben gestalten.
175. Routinen für die Iterationen festlegen
und sicherstellen.
176. Beantragungen von Freigaben,
Phasen, Realisierungsschritten, Ressourcen,
177. Kontrollen
und Aktualisierungen des Projektantrags, des Projektvertrags und der
Vereinbarungen.
178. Die
Projektgrenzen und Projekttiefen fortschreiben.
179. Den
Projektvertrag und Projektmanagementvertrag aktualisieren.
180.Rahmenhefte für alle
Gliederungen festlegen.
181 Lastenhefte festlegen und vereinbaren.
182. Pflichtenhefte festlegen und vereinbaren.
183. Endgültige Leistungsbeschreibungen festlegen und vereinbaren.
184:
Bedarfsanforderungen, Bestellungen, Beschaffungen und Beauftragungen
festlegen.
185. Die Dokumentation sichern
186. Den
Ereignisplan aktualisieren.
187. Die Gliederungen und Planungen aktualisieren.