E. Schritt 210: Delegationen von Leistungen und Beiträgen an
eigene Mitarbeiter und Mitarbeiter des Projekts und des
Projektmanagements.
Hier werden durch die Vorgesetzten die Leistungen und Beiträge
der eigenen Mitarbeiter für das Projekt und das Projektmanagement
festgelegt und delegiert. Die Delegation umfasst in der Regel
- das Recht und die Pflicht, den delegierten Bereich in
eigener Verantwortung zu füllen und zu erfüllen,
- den Auftrag zur ordnungsgemäßen Ausführung aller Aufgaben,
- die Vollmacht (Entscheidungskompetenz) für alle
Entscheidungen innerhalb des delegierten Bereiches,
- das Recht und die Pflicht, alle Entscheidungen innerhalb des
delegierten Bereiches in eigener Verantwortung zu treffen,
- die Pflicht zur Rechenschaft über den Umgang mit der
Delegation,
- die Pflicht zur frühzeitigen und gegebenenfalls
unverzüglichen Information des Vorgesetzten, wenn Umstände
eintreten, die eine Erfüllung des delegierten Bereiches nicht
mehr zulassen,
- die Pflicht zur Kooperation und Abstimmung mit den anderen
Delegierten zur Sicherung der Gesamtaufgabe,
- die Pflicht zu Zuarbeiten und Verwendung der Ergebnisse der
anderen Delegierten,
- die Pflicht zum wirtschaftlichen Denken, Planen, Entscheiden
und Handeln,
- das Recht auf Anerkennung und Beurteilung der Ergebnisse,
- das Recht auf Rückmeldungen und Beurteilungen zur Art und
Weise, wie der Umgang mit dem delegierten Bereich wahrgenommen
wurde.
Die Vorgesetzten behalten bei einer Delegation:
- die Pflicht, den Delegierten die Mittel für die Erfüllung
der übertragenen Bereiche zu geben, bzw. bereitzustellen bzw.
die Verfügung über die Mittel zuzulassen.
- die Pflicht, die Delegierten in ihre Aufgaben, Kompetenzen
und Verantwortungen einzuweisen.
- das Recht zur jederzeitigen Kontrolle.
- die Pflicht, sich persönlich zu verlässigen, ob und wie die
Delegation aufgeführt wird.
- die Pflicht, konsequent nur Entscheidungen zu treffen, die
den Rahmen des delegierten Bereiches betreffen.
- die Pflicht zur Rechtfertigung über ihre
Personalentscheidungen bei der Delegation.
- die Pflicht zur Rechenschaft über die Delegation.
- die Pflicht, die Art und Weise des Umgangs der Delegierten
mit dem delegierten Bereich gegenüber Dritten zu verantworten,
Übernahme der "Öffentliche Verantwortung".
- die Pflicht, die Delegierten zu unterstützten, z.B. "Türe
öffnen",
- die Pflicht, die Delegierten gegen Angriffe "von außen" zu
schützen und zu verteidigen,
- die Pflicht, die Delegation zurückzunehmen und für andere
Lösungen zu sorgen, spätestens, wenn offensichtlich wird, dass
die Ergebnisse der Delegation nicht
Die Vorgesetzen verzichten bei einer Delegation:
- auf die Einmischung in die Art und Weise, wie die Mittel
durch die Delegierten eingeplant, abgerufen und verwendet
werden.
- auf die Einmischung in die Entscheidungen und
Entscheidungskompetenzen der Delegierten,
- auf eine Entscheidung, die in den Kompetenzbereich der
Delegierten fällt.
Ziele:
- Klare Trennungen zwischen Führungsverantwortungen,
Ausführungsverantwortungen und Ergebnisverantwortungen.
Sicherstellung der eindeutigen und jederzeit funktionierenden
Führungsbeziehungen.
- Entwicklung und Rechtfertigung von Vertrauen.
- Entwicklung, Nutzung und Stärkung von Kompetenzen.
- Verbindlichkeit und Transparenz von Aufgaben, Kompetenzen und
Verantwortungen.
- Sicherstellung der Verträglichkeit des jeweiligen Arbeitsvertrages
mit den Leistungsprozessen.
- Sicherstellung der Integration der für das Projekt und das
Projektmanagement erforderlichen Leistungen in den laufenden
Leistungsprozess.
- Sicherstellung eines störungsarmen Leistungsprozesses.
- Früherkennung von personellen Maßnahmen, z.B. für die
Qualifizierung, Personalentwicklung.
- Früherkennung von Bedarf an Veränderungen der formalen Organisation.
- Früherkennung von Entscheidungs- und Handlungsbedarf bei aktuellen
Änderungen.
- Sicherstellung der Wahrnehmung der Führung, auch und insbesondere
z.B. der Leistungsbeurteilungen.
- Passung und Anpassung der Regelungen für die Leistungen und
Vergütungen, Vollmachten und Zuständigkeiten.
Anleitungen für die Delegation an eigenes Personal:
- Ermitteln Sie, wie sie die Verpflichtungen, die sie
gegenüber dem Projekt, dem Projektmanagement, Ihrem Arbeitgeber
und ihren Vorgesetzten übernommen haben, so aufteilen können,
dass sie ganz oder teilweise an Ihre Mitarbeiter delegiert
werden können.
- Ermitteln Sie, ob sie bereit sind, die gesamte
Teilverpflichtung zu delegieren.
- Wenn Nein, gliedern Sie die Verpflichtungen in Aufträge an
Ihre Mitarbeiter, damit diese nur die Ausführungsverantwortung
tragen.
- Wenn Ja, ermitteln Sie die Mittel und die Rahmenbedingungen,
die erforderlich sind, um die zu übertragenden Bereiche erfüllen
zu können.
- Ermitteln Sie die Art und Weise, wie die Mittel
bereitgestellt werden.
- Ermitteln Sie die Art und Weise, wie die Verfügung über die
Mittel zweckdienlich erfolgt.
- Ermitteln und legen Sie fest, auf welche Art und Weise Sie
durch Stichproben sich verlässigen können, dass die übertragenen
Bereiche so erfüllt und ausgefüllt werden, wie es Ihrem Sinne
und Ihren Verpflichtungen gegenüber Dritten entspricht und zwar
so, dass Sie Rechenschaft ablegen können.
- Ermitteln Sie die Informationen, welche Sie benötigen, um
gegenüber Dritten fortlaufend auskunftsfähig zu werden, zu sein
und zu bleiben, wie der Stand, die Entwicklung und die
voraussichtlichen Ergebnisse der Delegate aussehen.
- Ermitteln Sie, welche Art von Unterstützung die Delegate von
Ihnen benötigen - und auch, welche Hilfestellungen unangemessen
sind oder zumindest erscheinen.
- Delegieren Sie formell, unmissverständlich, eindeutig und
konsequent frühzeitig.
- Übertragen Sie dem Mitarbeiter Ihr Vertrauen.
- Ziehen Sie sich nach der Delegation sofort und vollständig
aus dem delegierte Bereich zurück.
- Stimmen Sie alles mit dem Mitarbeiter ab, was in seinen
übernommenen Bereich fällt. Auch und gerade dann, wenn Sie
selbst bereits über alle Informationen zu verfügen scheinen und
ausreichend sach- und fachkundig sind.
Mahnungen, Tipps:
Delegiert kann nur werden, wofür man selbst zuständig ist. Die
Delegierten können in der Regel nicht erkennen und überprüfen es
auch nicht, ob das Delegat sich im Rahmen der Aufgaben, Kompetenzen
und Verantwortungen des Vorgesetzten befindet.
Überschreitet der Delegat diese Grenzen, werden Konflikte und
Störungen ausgelöst, die ihm angelastet werden können. Sie können
jedoch auch gerade jene Auslöser sein, die erforderliche, mögliche,
bereits überfällige oder bisher unerkannte Veränderungen und
Entwicklungen "des Gesamtsystems" einleiten. Die dadurch ausgelösten
Änderungen des Projekts und des Projektmanagements sind in der Regel
weder mit dem ursprünglichen Projektauftrag vereinbar noch in das
laufende Projekt integrierbar.
Wenn es möglich ist, dass alle übernommenen Verpflichtungen an
die eigenen Mitarbeiter delegiert werden können und delegiert
wurden, haben die Vorgesetzten im Alltag "nichts mehr zu tun". Das
ist für die meisten unerträglich, weshalb sie sich immer mehr
zurückbehalten und das mit selbst beschäftigen als es zweckdienlich
ist. Bevorzugt werden die Hobbys bzw. die Themengebiete, auf welchen
sich die Vorgesetzte als "Fachmann, Experte" fühlen.
Kommen Mitarbeiter in Schwierigkeiten, versuchen sie häufig die
Rückdelegation an ihre Vorgesetzen. Unterbinden Sie dies konsequent,
auch bei zunehmend penetrierenden Versuchen.
Müssen Ihre Mitarbeiter Dritten Weisungen erteilen, ist häufig zu
beobachten, dass diese sich "rückversichern", ob die Mitarbeiter das
auch dürfen und ob sie die Weisungen auch so beachten müssen, wie
sie erteilt wurden. Dazu werden gerne informelle Treffen genutzt.
Werden und bleiben Sie hellhörig, damit Sie die Autorität Ihrer
Mitarbeiter nicht untergraben, auch nicht zufällig oder
unabsichtlich: Es schadet Ihnen nur.
Teilnehmerkreis:
Delegation ist Führungshandeln. Teilnehmer sind deshalb immer die
Vorgesetzten und ihre unmittelbaren Mitarbeiter, für welche sie
Führungsverantwortung tragen.
Aufgaben des Projektmanagements:
Erstmalige und dann wiederkehrende Aufgaben des Projektleiters
sind, wenn er gleichzeitig auch der Vorgesetzte der Mitarbeiter ist:
- Ermitteln Sie, wo Konflikte zwischen Ihrer Funktion als
Projektleiter und Ihrer Funktion als Vorgesetzter bestehen bzw.
zu erwarten sind.
- Ermitteln Sie die Möglichkeiten, die konfliktträchtigen
Bereiche vom Projekt so zu sondern, dass eine Delegation an
einen ihrer Mitarbeiter möglich wird.
- Ermitteln Sie jene Person aus Ihren Mitarbeitern, die am
ehesten verspricht, den delegierten Bereich eigenverantwortlich
zu gestalten und gegebenenfalls die notwendigen Konflikte und
Rollenklärungen einzugehen.
- Ermitteln Sie jene Person aus Ihren Mitarbeitern, die am
ehesten über den Sach- und Fachverstand sowie die Erfahrungen
verfügt, die am ehesten für die zu delegierenden Bereiche aus
dem Projekt oder dem Projektmanagement entsprechen.
- Ermitteln und legen Sie fest, welche Mittel Ihnen aus den
gesamten Projektmitteln für den zu delegierenden Bereich zur
Verfügung stehen.
- Ermitteln und legen Sie fest, welche Zusatzleistungen und
Unterstützungen Sie gegebenenfalls gewähren müssen, damit die zu
delegierenden Bereiche auch jene Leistungen erzeugen, die sowohl
für das Projekt als auch für Sie als verantwortlicher
Vorgesetzter angemessen sind.
- Ermitteln und legen Sie fest, wo Ihr Mitarbeiter Ihnen
gegenüber weisungsbefugt werden, sein und bleiben muss.
- Ermitteln und legen Sie fest, wie Sie den zu delegierenden
Bereich eindeutig und unmissverständlich für alle Betroffenen
und Beteiligten an Ihren Mitarbeiter delegieren.
- Ermitteln und legen Sie fest, wie Sie das Vorgehen, die
Prozesse und die Ergebnisse des zu delegierenden Bereiches mit
den allgemeines Führungs- und Leistungsprozessen sowie dem
Projektmanagement und der Projektsteuerung verbinden.
- Beauftragen Sie formell und ausdrücklich Ihren Mitarbeiter
umfassend mit dem Bereich, den Sie delegieren.
- Fordern Sie von Ihrem Mitarbeiter die unbedingte und
vorbehaltslose Annahme des Delegats und die eigenständige
Verantwortung für die Ausfüllung.
- Ermitteln und vereinbaren Sie mit dem Mitarbeiter die
Punkte, über welche Sie informiert werden wollen, vor einer
Entscheidung gehört und über eine bereits getroffene
Entscheidung unterrichtet werden wollen.
- Legen Sie die Termine und die Art und Weise fest, wie Ihnen
Ihr Mitarbeiter zu berichten hat.
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